Die "WOOP"-Methode
- Benni
- 4. März 2023
- 4 Min. Lesezeit
Du bist der Kapitän eines Schiffes auf hoher See. Du hast nicht darum gebeten, Kapitän zu werden, sondern hast dieses Amt ohne dein Zutun bekommen. Das bedeutet große Verantwortung, jedoch auch große Freiheit, zu entscheiden und zu lenken. Auf deinem Weg wirst du vielen anderen Schiffen begegnen. Manche werden dich ein kleines Stück begleiten, manche etwas länger und einige wenige eventuell sogar bis zum Ende deiner Reise. Du wirst Seeungeheuern begegnen und durch Stürme segeln. Ältere Seeleute werden dir sagen, wohin du dich keinesfalls wagen solltest und welche Routen sie empfehlen können. Durch sie erfährst du die ersten Eckpunkte und fängst an, dir eine Karte des Meeres anzulegen. Deine Reise beginnt.

Du hast es sicher gemerkt: Bei der beschriebenen Reise handelt es sich um nichts weniger, als dein Leben. Das Meer ist die Welt, die sich mit unendlich vielen Möglichkeiten vor dir auftut. In dieser unfassbaren Vielfalt kann es schwerfallen, sich zurechtzufinden. Weißt du, wohin deine Reise gehen soll? Hast du deinen Kompass ausgerichtet? Und wenn ja, ist er wirklich auf deine persönliche Reisedestination gerichtet, oder verlässt du dich auf die Vorgaben und Beschränkungen, die dir die alten Seefahrer angetragen haben, und bleibst deshalb in fest abgesteckten Grenzen?
Ich will dir eine Zielsetzungsmethode vorstellen, bei der du lernst, deinen "Kompass" auszurichten. Sie hilft dir außerdem zu erkennen, wenn eine Zielvorgabe nicht tatsächlich deinen innersten Wünschen entspricht, sondern durch falsche Glaubenssätze aus deiner Kindheit, Vorgaben aus deinem Umfeld oder einfach durch eine Blockade durch dein eigenes Ego entstanden ist. Du wirst es ganz einfach dadurch merken, dass dein Unterbewusstsein sich gegen dieses Ziel sträubt und du bestimmte Schritte der Methode nur mit viel innerem Widerstand durchführen kannst.
Ich weiß, dass sich das im ersten Moment etwas esoterisch anhört. Lass dich davon aber nicht abhalten, die Methode auszuprobieren. Sie beruht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, und ich verspreche dir, die entsprechenden Quellen und Studien zu verlinken.
Bist du bereit, ein neues Werkzeug in deine persönliche Toolbox zu legen?
Das Tool, welches ich dir vorstellen möchte, trägt den schönen Namen "WOOP". WOOP ist ein Akronym aus den Worten "Wish", "Outcome", "Obstacle" und "Plan". Entwickelt wurde die Methode von Prof. Dr. Gabriele Oettingen, Professorin für Psychologie an der Universität von New York. Oettingen stellte in Untersuchungen fest, dass Menschen, die bei der Zielsetzung mit mentaler Kontrastierung arbeiten, also ihre Wunschvorstellungen mit der zu erwartenden Realität abgleichen und entsprechende Implementierungsstrategien entwickeln, viel eher ihre Ziele erreichen.1,2 Es reicht also nicht, positiv zu denken und die Zielsituation zu visualisieren. Vielmehr benötigt man gute Pläne, um die Herausforderungen zu bewältigen, die zwangsläufig auf dem Weg zum Ziel lauern.
Wish
Im ersten Schritt geht es darum, die Wunschvorstellung zu definieren. Nimm dir ein paar Minuten Zeit an einem Ort, an dem du nicht unterbrochen wirst. Ich persönlich nehme mir für diesen Schritt gern ein Blatt Papier zur Hand und schreibe meine Zielvorstellung nieder. Sei dabei spezifisch und wende bekannte Zielsetzungsmethoden an, wie z.B. die SMART-Technik. Wenn du magst, kannst du dich selbst nach erfolgter Niederschrift auch schon fragen, warum du dieses Ziel erreichen willst. Was ist dein Motiv? Warum hast du dieses Motiv? Kannst du das dahinterstehende Bedürfnis auch anders befriedigen? Geh tief in dich und passe die Zielvorstellung an, bis es sich für dich gut anfühlt.
Outcome
Hier geht es an die Visualisierung. Schließe die Augen und versetze dich gedanklich in die Zukunft, in der du dein Ziel erreicht hast. Wie fühlt es sich an? Wie siehst du aus? Wer ist bei dir und wo befindest du dich? Versuche mit allen fünf Sinnen einzutauchen und lass die Emotionen der Freude ruhig zu. Ein Gedanke manifestiert sich umso stärker, umso stärker der Gefühlszustand im Moment des Denkens ist.
Obstacle
Visualisiere jetzt die möglichen Hindernisse. Was könnte dich davon abhalten, dein Ziel zu erreichen? Fehlen dir Mittel oder benötigst du Hilfe von anderen? Spiele auch hier verschiedene Szenarien durch. In dieser Phase des Prozesses ist Pessimismus erlaubt.
Plan
Jetzt geht es darum, konkrete Schritte zur Zielerreichung und zur Hindernisüberwindung in Form von "Wenn-Dann-Plänen" zu definieren. Sei so konkret wie möglich und erstelle einen spezifischen Plan, wie du jedes Hindernis überwinden wirst. Verbinde das Hindernis mit der Aktion, die du unternehmen wirst, um es zu überwinden. Zum Beispiel: "Wenn ich unmotiviert bin, dann werde ich mich an die Vorteile erinnern, die mit der Erreichung meines Ziels verbunden sind".
Fazit:
Wenn du dich auf eine Zielsetzungsmethode wie WOOP einlässt, kannst du deinen Kompass ausrichten und dich auf den Weg machen, um deine Wünsche und Träume zu verwirklichen. Wenn du bei der Zielsetzung geführt werden willst, kannst du auf der offiziellen Seite von Prof. Dr. Gabrielle Oettingen die einzelnen Schritte der Methode absolvieren. Du hast die Macht, deine Zukunft zu gestalten, indem du deine Ziele definierst, deine Erfolge visualisierst und Hindernisse identifizierst, um konkrete Pläne zu entwickeln. Lass dich nicht von alten Glaubenssätzen oder negativen Gedankenmuster zurückhalten. Sei mutig und entschlossen, deine Reise zu beginnen und sei bereit, alles zu tun, um deine Ziele zu erreichen.
1 Oettingen, G. (2000). Expectancy effects on behavior depend on self-regulatory thought. Social Cognition, 18, 101–129.
2 Oettingen, G., Pak, H., & Schnetter, K. (2001). Self-regulation of goal setting: Turning free fantasies about the future into binding goals. Journal of Personality and Social Psychology, 80, 736-753. doi:10.1037/0022-3514.80.5.736.
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